Rivian gilt seit der Vorstellung seiner ersten Modelle vor wenigen Monaten als einer der vielversprechendsten neuen Elektroautobauer. Die seit mehreren Jahren entwickelte Technik hat dem US-Startup in diesem Jahr frische Investments von über einer Milliarde Dollar eingebracht, unter anderem von Ford und Amazon. In einem Interview mit The Drive sprach Gründer RJ Scaringe ausführlich über die Zukunft der Autoindustrie und Elektroauto-Technik.
Der 36-Jährige geht davon aus, dass Autos mittel- bis langfristig nicht mehr gekauft, sondern vorübergehend als Service gebucht werden. Rivian konzentriere sich daher darauf, Fahrzeuge mit möglichst großem Praxisnutzen für unterschiedliche Einsatzbereiche anzubieten. Als erstes bringt das Unternehmen einen Pickup-Truck und ein SUV auf den Markt, die als „Plattformen für Abenteuer“ positioniert werden sollen.
Der in einer „Skateboard“-Architektur untergebrachte Antrieb und die hohe Konnektivität des Systems ermöglichen es Rivian laut Scaringe, diverse Fahrzeugtypen mit unterschiedlicher Leistungsfähigkeit und Ausstattung anzubieten. Auch andere Marken sollen die Technologie erwerben können. In den kommenden Monaten sollen weitere Beispiele für mögliche Mobilitätslösungen vorgestellt werden.
Rivian stellt deutlich über 600 Kilometer Reichweite nach der US-Norm EPA in Aussicht, die sich durch zusätzliche Akkupakete weiter erhöhen lassen soll. Die geplanten Fahrzeuge sollen zudem untereinander Energie fließen lassen können. Scaringe ist sich sicher, dass auch die Ladeinfrastruktur in Zukunft komfortabel einen großen Aktionsradius erlaubt. Selbst in abgelegenen Regionen werde es später die Möglichkeit zum Laden von Elektroautos geben. Ob sich Rivian am Aufbau von Strom-Tankstellen beteiligen wird, sagte er nicht.
Mit Blick auf das Laden von Elektroautos gebe es derzeit viel Falschinformationen, beklagte Scaringe. Viele Hersteller versprechen „ultraschnelles“ Schnellladen für kommende Modelle, dem Rivian-Gründer zufolge ist dies aber nur in begrenztem Maße möglich. Man könne die Ladesysteme zwar optimieren, etwa durch Kühlung oder Lade-Strategien, die Chemie der Akkus bleibe jedoch ein begrenzender Faktor.
„Die Geschwindigkeit, mit der man lädt, hat eine enorme Auswirkung auf Batterien“, betonte Scaringe. „Zum Start werden wir 200 Meilen (ca. 322 km) in 30 Minuten in das Fahrzeug laden können. Könnten wir es schneller realisieren? Ja. Sorgen wir damit für einen deutlichen Zerfall der Batteriezelle? Ja.“ Man werde in den nächsten Jahren vermehrt Präsentationen sehen, wie Batterien in 15 Minuten aufgeladen werden, so der Rivian-Gründer – dieses Vorgehen sei aber nicht alltagstauglich. „Wenn man das 30 Mal tut, dann ist die Batterie am Ende.“
Batterie-Entwicklung nicht vorhersagbar
Rivian arbeite eng mit seinen Zellpartnern zusammen, nutze jedoch wie andere Hersteller bereits bestehende Technologien. Wie sich die Leistungsfähigkeit von Batterien entwickeln wird, lässt sich laut Scaringe nicht vorhersagen. „Viele behaupten hier Dinge, die sie in Wirklichkeit nicht hinbekommen“, sagte er. Nur wenige würden tatsächlich „wesentliche Arbeit“ leisten, seien aber mit denselben Limitierungen und Ladezeiten konfrontiert.
Der Fokus von Rivian liege darauf, das Gesamtsystem seiner Elektroautos möglichst optimal abzustimmen. Dazu gehöre neben der Elektronik-Architektur und der Antriebseinheit sowie diversen weiteren Komponenten vor allem die Aerodynamik der Fahrzeuge. Das geplante SUV R1S und der Pickup-Truck R1T seien sehr kastenformig, bei Letzterem handelt es sich Scaringe nach jedoch um den „aerodynamischsten Truck der Welt“. Dazu würden diverse Aspekte beitragen – von der Front über die Linienführung und Kanten bis zu dem flachen Boden und Reifen mit geringem Rollwiderstand.
Scaringe äußerte sich auch zu Tesla. Rivian positioniere sich bewusst nicht direkt gegen den Elektroauto-Branchenprimus. Tesla habe dabei geholfen, E-Fahrzeuge aufregend und populär zu machen. Dafür schulde ihnen Rivian und die Welt „ein Dankeschön“. Scaringe sehe jedoch Bedarf an weiteren, andersartigen Angeboten. „Die Welt braucht mehr als einen neuen elektrischen Wegbereiter in dieser Branche“, meinte er.
nilsbär meint
Schnellladen ohne zusätzliche Degradation sollte eine wesentliche Eigenschaft zukünftiger Akkus sein. Ich glaube nicht, dass Laternenparker auf Dauer einige Stunden pro Woche laden wollen.
DerOssi meint
+1
Niklas meint
Das sehe ich auch so. Ich glaube sogar, dass das Schnellladen zu den kritischen Faktoren gehört, die über den Erfolg von EVs insgesamt entscheiden.
Jörg2 meint
+1
Ja, das glaube ich auch.
In der City will man laden, wie früher tanken (5…10 Minuten -> 700..800km).
Die Frachtführer wollen wenige Ladepunkte auf ihrem Betriebshof haben.
Die Städte wollen keine tausenden Ladepunkte in den Strassen haben.
….
DerOssi meint
An alle +1
alupo meint
Ich würde mir nie im Leben so ein Ding kaufen. Als Jugendlicher träumte ich aber schon von einem Geländewagen. Nachdem ich zwecks Autoverkauf/Urlaub mit Kommilitonen die Sahara mit mehreren stinknormalem Peugeot 504 vom Schrottplatz durchquerte stellte ich fest, dass vieles auch mit normalen Autos passierbar ist. Und jetzt habe ich zumindest Allrad, der Rekuperation wegen.
Gerade diese rießigen eModelle ersetzen gewaltige Spritschlucker. Also ist nur ein solcher Verkauf so viel CO2 Wert wie 3 VW Polo.
Ob man sie wirklich braucht ist eine ganz andere Frage, die aber nur die aktuellen Besitzer beantworten können.
Wännä meint
Herr Scaringe scheint kein gelernter Oberverkäufer zu sein, zu ehrlich sind nämlich seine Antworten.
Über die Sinnhaftigkeit seiner kommenden Vorstadtpanzer kann man sich streiten, aber in Bezug auf sinnvolle Ladetechnik-Strategien hat er vollkommen Recht.
Wohl dem, der seine E-Karre ganz gemütlich nachts auftanken kann! So behandelte Batterien halten nämlich verdammt lange ;-)
randomhuman meint
Die Karren sind auf jeden Fall sinnlos aber man muss eben leider die Realität in den USA und auch dem Trend hierzulande anerkennen. Ein F150 ersetzt durch diesen Rivian bringt eben mehr als ein Polo ersetzt durch eine Zoe in Bezug auf Spritverbrauch und Emissionen. Nichtsdestotrotz müsste es eine Art Luxussteuer ab einer gewissen Größe von Fahrzeugen geben.
Wännä meint
Luxussteuer ja, ausgenommen natürlich gewerblich genutzte KFZ (Handwerk), Rechtsanwälte und Zahnärzte als Beispiel sind damit nicht gemeint ;-)
Peter W meint
Der Mann ist mir sympatisch. Dass man Akkus nicht beliebig oft schnell laden kann sollte jedem bewusst sein der zum Beispiel einen Porsche kaufen will. Mit 350 kW kann man jeden Akku grillen. Sollte der dann nach 5 Jahren die Krätsche machen ist der Umwelt nicht gedient. Dass Rivian sich nicht als Tesla-Konkurrent sieht ist auch lobenswert. Das Tesla-Killer-Geschwätz nervt. Oder hat BMW schon mal gesagt dass sie Mercedes-Killer wären?
Autofan meint
Hat VW sich als Tesla-Killer bezeichnet?
Peter W meint
Habe ich das behauptet? Was soll die Frage? Ich habe lediglich den Begriff „Tesla-Killer“ verurteilt, weil Konkurenz nichts mit „killen“ zu tun hat. Außerdem hat Tesla nur 3 Modelle, und jedes weitere Modell anderer Hersteller ist gut für den Markt. Scaringe verwendet hier im Vergleich zu einigen Anderen die richtigen Worte.
150kW meint
Auch bei Rivian kann die Presse „Tesla Killer“ dazu schreiben. Immerhin will auch Tesla einen Pick Up bringen. Mal davon abgesehen dass jeder Pick Up in den USA ein potentieller Konkurrent zu einem Model S/X/3 ist.
Hans Meier meint
natürlich hat VWAG das, mit den Audi und Porsche Protztrollen. :)
(Den VWAG Markenweltenkram könnten die bei ihren Sparmassnahmen auch endlich mal abschaffen, damit sie die Werbektatalögchen nicht immer in 5 verschiedenen Farben drucken müssen, spart Co2 und Personal, Win-Win in Echt! :)
Gunnar meint
Nein hat VW nicht. Den Begriff hat die Presse erfunden.
Hans Meier meint
Quizfrage: Wer bezahlt wen? Das Wort „Teslakiller“ kam von Audi und Audi ist VW. Audi wurde als Teslakiller von VW in den Medien aufgebaut, bis der Dieselskandal bei Audi kam, da war dann plötzlich Ruhe im Stall und seit der E-Tron draussen ist, ists ganz Still. „Aber was interessiert mich das Geschwätz von gestern“…
150kW meint
„Das Wort „Teslakiller“ kam von Audi “
Quelle?
150kW meint
„Dass man Akkus nicht beliebig oft schnell laden kann sollte jedem bewusst sein der zum Beispiel einen Porsche kaufen will. Mit 350 kW kann man jeden Akku grillen. Sollte der dann nach 5 Jahren die Krätsche machen ist der Umwelt nicht gedient. “
Das wird Porsche mit der 8 Jahres Garantie wohl nicht riskieren.
Ansonsten:
– 350kW werden von Porsche nicht versprochen
– Bis auf einen gewissen US Hersteller, nutzt der Rest NMC Zellen, die Ladeleistung besser aushalten als NCA Zellen
– Zellen können auf Ladeleistung optimiert werden (PHEV Zellen)
– Mit guter Kühlung geht mit wenig Gefahr auch mehr Strom
FabianMarco meint
Bei der angebenen Ladegeschwindigkeit wäre interessant zu wissen mit welchem Verbrauch er auf 100 Kilometer rechnet.
Ich schätze sie werden am Anfang 150 kW anbieten, da wären wir bei einem EPA Verbrauch von ~23,3 kWh/100 km.
Erscheint mit bei einem effizienten Antrieb und Elektronik auch bei einem SUV machbar.
150 kW erscheinen mir auf lange Sicht sowieso der beste Kompromiss zwischen angemessener Ladedauer, Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu sein.
Die 150 kW sollten dann allerdings nicht nur als Peak erreicht sondern relativ lange gehalten werden können.
Peter W meint
Einen 150 kWh-Akku mit 150 kW zu laden ist kein Problem. Einen 90 kWh-Akku mit 350 kW zu laden dagegen schon. Der Akku sollte so lange halten wie das Auto, das wäre wichtiger als ein paar Minuten weniger Ladezeit.
Dass so eine Monsterkiste eher 30 als 20 kWh pro 100 km verbraucht sollte klar sein. Aber vor allen die Amis stehen halt auf solche Blecheimer im XXXXL-Format.