Forscher der RWTH Aachen University und FH Aachen haben ein Flugtaxi vorgestellt, das Entlastung für den Zubringer- und Intercity-Verkehr bringen soll. „Vier Jahre Vorbereitung, zahlreiche Patentanmeldungen, mehrere strategische Kooperationen und die Gründung der e.SAT GmbH, ein Hersteller von elektrohybriden Flugzeugen, führen zu der nächsten Aachener Erfindung für die umweltfreundliche Mobilität von morgen“, heißt es in einer Mitteilung.
Vor Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wurde diese Woche ein Modell des Kleinflugzeugs „Silent Air Taxi“ vorgestellt. Durch seinen elektro-hybriden Antrieb und das strömungsmechanisch optimierte „Boxwingkonzept“ soll das Flugtaxi kostengünstig die klassischen Hauptverkehrsträger entlasten und individuelle Reisezeiten deutlich reduzieren.
Der Flugplatz Aachen-Merzbrück wird mit Hilfe der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für mehr als 12,7 Millionen Euro zum Forschungsflugplatz weiterentwickelt, um das Silent Air Taxi dort zur Serienreife entwickeln und produzieren zu können. Bis zur für 2024 anvisierten Inbetriebnahme und Musterzulassung des E-Flugzeugs wird das Projekt auf dem RWTH Aachen Campus vorangetrieben und der Erstflug für 2022 vorbereitet. Ziel sei es, dass das Silent Air Taxi im Betrieb so günstig ist wie ein Bahnticket Erster Klasse.
Das Silent Air Taxi fliegt laut den Entwicklern mit einem Piloten und vier Passagieren bis zu 1000 Kilometer weit mit einer Reisegeschwindigkeit von mehr als 300 km/h. Es benötigt eine Start- und Landebahn von maximal 400 Meter Länge, was das Anfliegen von 95 Prozent aller deutschen Flughäfen und -plätze ermöglichen soll. Beim Start soll das Kleinflugzeug so leise arbeiten, dass es im Abstand von 100 Metern nicht mehr zu hören ist.
„Unser Verständnis von innovativer Luftmobilität orientiert sich konsequent an den Bedürfnissen des Kunden. Das sind kürzere Reisezeiten, Pünktlichkeit und Flexibilität gegenüber den individuellen Bedürfnissen“, so die beiden CEOs der e.SAT GmbH Prof. Peter Jeschke und Prof. Frank Janser. Zu den Gründern gehört auch der ehemalige Chef des E-Transporter-Herstellers StreetScooter und Initiator des Elektroautobauers e.GO Mobile Prof. Günther Schuh.
agdejager meint
Da ist Lilium schon weiter.
https://ecomento.de/2019/05/16/lilium-stellt-fuenfsitzigen-elektro-jet-vor-video-bilder/
Der Statistiker meint
Ich sehe das ähnlich wie die anderen Kommentatoren. Als Ergänzung dazu:
Ein Hybrid mit nur 4 Passagieren ist 2024 Schnee von gestern. Siemens, Airbus und Rolls-Royce arbeiten an einem 100-sitzigen Hybrid-Flugzeug (E-Fan X). Das noch dazu die Luftfahrtbranche grüner macht, und nicht reiche Personen schneller von A nach B bringt.
Genauso soll das Hybrid-Flugzeug Ampaire 337, das erst kürzlich das erst mal abhob, für Linieflüge eingesetzt werden.
An Flugtaxis wird bereits gearbeitet, aber an 100% elektrischen! zB. Lilium aus München, Bye Aerospace, MagniX, Volocopter,….
Auch Brennstoffzellen-Taxis werden entwickelt: Alaka’i
Alles in Allem, Ein mit Verbrenner ausgestattetes „kleines“ Flugzeug wird 2024 relativ „alt“ aussehen. Schade um die Steuergelder…
Michael S. meint
Also meiner Meinung nach sollte man diesem neuen Verkehrskonzept eine Chance geben.
Es gibt durchaus positive Effekte, die man beim elektrischen Flug nicht unterschlagen sollte, insbesondere im Vergleich zur Fahrt im PKW:
Geringe Kosten für die Infrasturktur (man braucht ja keine Autobahn oder Fernverkehrsbahnstrecke) und damit weniger Bodenversiegelung, weniger Lärm für Anlieger, kürzere Reisezeiten, weniger Umwege (Luftlinie ist bekanntlich kürzer als die Fahrstrecke) und damit auch potentiell weniger Verbrauch
Außerdem benötigen wir echte, umweltfreundlichere Alternativen zu den aktuellen Flügen, die innerhalb Deutschlands und Europas stattfinden.
Wenn man mal etwas weiter denkt, wäre ein Fernnetz aus elektrischen Flügen und lokale Verteilung mit elektrischen Shuttles denkbar. Und das möglicherweise langfristig zu einem niedrigeren Preis (dank größerer Flieger) und schneller als bisher.
Stellt sich nur die Frage, wie man mit den Nachteilen umgeht:
Sicherheitsbedenken (bzgl des einzelnen Fliegers und durch einen dichter genutzten Luftraum), Nutzbarkeit des verfügbaren Luftraums, tatsächlich erreichbarer Verbrauch, Kosten für Piloten usw…
Natürlich werden damit Fernreisen nicht zur Wohltat für den Planeten. Aber zu erwarten, dass eine Vielzahl Menschen einfach aufhört, Fernreisen zu unternehmen, ist ehrlich gesagt quatsch.
Leser meint
ist natürlich Geschmackssache, ob die Autos an deinem Grundstück vorbei fahren oder direkt darüber fliegen…denn „Luftlinie ist bekanntlich kürzer als die Fahrstrecke“
Michael S. meint
Ja. Es stört mich tatsächlich mehr, wenn die Autos an meinem Haus vorbei fahren, als in 3-10 km Höhe lautlos (dank E-Antrieb) darüber hinweg.
Und für Start und Landung kann man ja entsprechende Korridore einrichten, zum Beispiel entlang von Fernstraßen (wie das im übrigen heute schon praktiziert wird).
alupo meint
Ich dachte es ist ein Hybrid, d.h fliegen tut er mit Flugbenzin. Damit ist er nur bei der Landung und vielleicht noch beim Start leiser als bisherige Flugzeuge.
Er braucht aber mehr Treibstoff und stößt mehr CO2 hinaus, einfach weil er schwerer ist.
Goshko meint
Sehr wenig Lärm kommt von dem Verbrennungsmotor. Hauptsächlich kommt er von den Schuberzeuger – Propeller oder Fan. Fans haben den Vorteil ummantelt zu sein – das reduziert den Lärm der von der Propellerblattspitzen kommt. Allerdings haben sie auch ein Nachteil – der deutlich kleinere Durchmesser (sonst wird die Gondel zu groß und schwer). Dadurch müssen sie mehr arbeiten um den gleichen Schub wie gewöhnliche Propeller zu generieren – das sorgt wiederum für mehr Lärm. D.h. mann kann nicht pauschal sagen, dass die Fans leiser als normale Propeller werden. Sie können leiser werden, es gibt aber ein Kompromiss zwischen Performance und Lärm, dass schwierig zu finden ist.
Dieter Buchholz meint
Zitat „zu der nächsten Aachener Erfindung für die umweltfreundliche Mobilität von morgen“
Da muss wohl eine Verwechslung vorliegen. Die einzige umweltfreundliche Mobilität ist das Zu-Fuss-Gehen. Alles andere ist nicht umweltfreundlich, sondern umweltfeindlich. Das Eine mehr, das Andere weniger, darüber lässt sich streiten.
Diese Erfindung reiht sich nahtlos in die Reihe immer schneller, immer weiter, immer höher ein. Die Frage: „Brauchen wir das überhaupt?“ wird nicht mehr gestellt. Ich würde es ja noch einsehen, wenn der konventionelle umweltschädigende Flugverkehr dadurch ersetzt würde, aber das sieht ja hier nicht so aus, sonst hätte man nicht den Vergleich zum ICE gewählt…..
Swissli meint
Vorteil: leise. Kurze Landepiste auch für regionale Kleinstflugplätze geeignet.
Nachteil: 1 Pilot für max. 4 Passagiere. Kosten von 1. Klasse Bahnticket dürfte somit schwer zu schlagen sein. Man müsste sich eher an Uber bis Taxi km Tarif orientieren. Solche Dinger müssen für autonomes Fliegen gebaut werden.
PS: Herr Schuh sollte vielleicht mal zuerst seinen e.go „zum fliegen“ bringen?! Der Streetscooter ist kommerziell (ausserhalb von Post) ja praktisch schon abgestürzt.
Michael S. meint
Oder die Flieger müssen größer werden, dann verteilen sich die Kosten auch besser. Aber ist ja noch nicht mal die erste Generation dieser neuen Flieger. Von daher…
„PS: Herr Schuh sollte vielleicht mal zuerst seinen e.go „zum fliegen“ bringen?! Der Streetscooter ist kommerziell (ausserhalb von Post) ja praktisch schon abgestürzt.“
Sowas find ich ehrlich gesagt einfach sinnlos. Als ob Sie in Ihrem Alltag jegliche Aufgaben nur sequentiell abarbeiten… Dass die besagten Probleme an den vielfältigen Tätigkeiten des Hr. Schuh liegen, ist ziemlich weit hergeholt.
Steven B. meint
+1
finde es auch eher problematisch alles an einer Person festzumachen und diese darf dann auch nur das eine tun und das andere soll sie lassen. viele dinge im Alltag sind so einfach und untereinander vernetzt zu betrachten!
Swissli meint
Herr Schuh ist sicher visionär, kompetent, eloquent, sympathisch, überzeugend und vielleicht auch etwas egozentrisch. Alles supi.
Ich stör mich etwas daran, dass er viel anreisst, aber wenig zu Ende, bzw. zum nachhaltigen Erfolgt bringt. Von dem her ist er eher Initiator als Unternehmer. Den Beweis, dass er nachhaltig erfolgreiche Produkte/Unternehmen hinterlässt, blieb er bis jetzt schuldig. Mit dem Verkauf von Streetscooter an DHL hat er wohl das Geschäft seines Lebens gemacht. Komerziell, ausserhalb von DHL, ist der Streetscooter ein Flop. Und wenn DHL nicht weiterhin die überteuerten Streetscooter selber kauft und gleichzeitig mit diesem Unternehmen auch noch Verluste einfährt, ist das Ende in 2-3 Jahren absehbar.
Beim e.go dürfen wir gespannt sein. Der Start war bisher holprig. Der Fokus müsste wegen dieser Probleme eigentlich zu 150% bei e.go sein. Nebst CEO bei e.go ist er nun auch noch bei e.SAT Technischer Direktor und CFO.
LMaausB meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
NL meint
„Forscher der RWTH Aachen University und FH Aachen haben ein Flugtaxi vorgestellt, das Entlastung für den Zubringer- und Intercity-Verkehr bringen soll“
Es ist längst klar, dass Flugtaxen KEINERLEI Verkehrs-Entlastung bewirken werden und lange lange nur dazu dienen werden, gut situierte Reisende über den Stau zu fliegen. Schön für diese Leute, für niemand anderen.
DerOssi meint
+1
Michael S. meint
Haben Sie das damals auch bei neuen Innovationen im PKW-Bereich gesagt, die zunächst in der Oberklasse eingeführt wurden?
NL meint
Vergleich hinkt. Ob in neuen Baureihen neue Features eingeführt werden und dann nach unten skalliert werden ist eine andere Frage, als eine generelle Einführung von Flugtaxen, einem komplett neuen Verkehrsmittel.
Ich sehe das zu keiner Zeit als Massenverkehrsmittel, sei es wegen gehobenen Preisen, oder deswegen weil niemand den Himmel voller Taxen haben will – sollte das überhaupt technisch und rechtlich zu machen sein.
Swissli meint
Anfangs werden sich solche Flugtaxis wohl zwischen Helikopterflügen und Limousinenservice positionieren – also wirklich eine Nische für Gutbetuchte.
Allerdings gibts auch schon Studien, die das Verkehrsaufkommen mit Flugtaxis mit km Preisen von 50-100 Cent berechnen. Das wär dann durchaus zahlbar für viele.
Das grösste Hindernis für die Masse dürfte aber die Akzeptanz in der Bevölkerung sein, weil niemand über „seinem Privatluftraum“ solche Flugtaxikorridore will (Stichwort Lärm, Privatsphäre usw.).
NL meint
Klar wird das irgendwan preislich runterskalliert, aber KM-Preise von 50-100 Cent sehe ich lange nicht.
Und ja, die Frage ist auch eine gesamtgesellschaftliche, wie viele von den Dinger wollen die Leute über Ihren Dächern, Gärten und Straßen akzeptieren.