Opel hat angekündigt, bis 2024 sein gesamtes Pkw-Produktportfolio zu elektrifizierten. Dann soll es in jeder Modellreihe eine Elektro- oder Hybridvariante geben. Die Technik dafür stammt zu großen Teilen von der neuen Konzernmutter PSA, mit dem Corsa-e wurde kürzlich ein neuer reiner Stromer vorgestellt. Chefingenieur Christian Müller hat im Gespräch mit Edison über die E-Mobilitäts-Pläne und -Technik der Marke gesprochen.
Mit dem teilelektrischen Ampera hat Opel von 2012 bis 2016 als einer der ersten deutschen Autobauer E-Mobilität in Serie angeboten, damals noch auf Basis von Technik des General-Motors-Konzerns. Zum Verkaufsschlager wurde das Modell nicht, überzeugte aber immerhin über 12.000 Opel-Kunden. Nun sei es „an der Zeit, auch ganz normale Menschen zu erreichen, anzusprechen und für den Elektroantrieb zu gewinnen“, erklärte Müller.
Gelingen soll dies vor allem mit der Batterie-Variante des neuen Corsa. Dazu, dass sich der Corsa-e optisch nicht groß von den Verbrenner-Ausführungen unterscheidet, sagte Müller: „Der Corsa-e kommt ohne irgendein Blinkblink daher, das ihn als Elektroauto kennzeichnet. Wir haben unsere Kunden befragt. Die Aussage war ganz klar: Wir wollen als Elektromobilisten auf der Straße nicht groß auffallen.“
Mit dem Corsa-e hätten die Opel-Verkäufer die Chance, Menschen, die sich für die reguläre Version interessieren, vom E-Antrieb zu überzeugen. Das Elektroauto sei bewusst so konzipiert, dass sich die Fahrer nicht umgewöhnen müssen. Alle Antriebsvarianten des Corsa nutzen dieselbe Plattform und werden auf derselben Linie in denselben Fabriken produziert. „Diese flexiblen und effizienten Konzern-Plattformen sind eine absolute Stärke, weil sie es uns ermöglichen, in diesen schwer prognostizierbaren Zeiten flexibel auf die Kundennachfrage zu reagieren“, so Müller.
Der Corsa-e schafft gemäß der neuen WLTP-Norm 330 Kilometer mit einer Batterieladung. Die Reichweitenfrage stehe bei Diskussionen über das Elektroauto „natürlich immer im Raum“, sagte Müller. „Aber ich glaube, 330 Kilometer nach der WLTP-Norm sind in den meisten Fällen im Alltag absolut ausreichend.“ Der 2017 eingeführte, knapp 13.000 Euro teurere Ampera-e auf Basis des Chevy Bolt von General Motors habe eine WLTP-Reichweite von über 400 Kilometer, die meisten Käufer würden jedoch bei einem Ladestand von 80 Prozent Strom zapfen. „Ich denke deshalb, dass wir da ein gutes Angebot haben“, argumentierte Müller.
„Wichtig, offen für andere Technologien zu sein“
Anders als etwa Volkswagen setzt Opel bei alternativen Antrieben auf mehrere Technologien. Neben reinen E-Autos und teilelektrischen Hybriden wollen die Rüsselsheimer auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge, die mit Wasserstoff Elektrizität für den E-Antrieb erzeugen, in die Serie bringen. „Es ist wichtig, weiterhin offen für andere Technologien zu sein“ meinte Müller im Gespräch mit Edison. „Es gibt unterschiedliche Anwendungsprofile und am Ende entscheidet der Kunde, was den individuellen Bedürfnissen gerecht wird.“
Der batterieelektrische Antrieb sei nicht immer die sinnvollste Lösung, so Müller. Er glaube, dass die Brennstoffzelle „in den nächsten Jahrzehnten eine große Rolle spielen wird“. Die Möglichkeit, in drei Minuten Energie nachzutanken, und die Chance, „erneuerbare Energien aus Wind und Sonne in einem Medium Wasserstoff zwischen zu speichern“, habe „großen Charme“. Opel habe zudem „klare Hinweise von Kunden“ im Nutzfahrzeugsegment, dass reine Batterie-Antriebe „oftmals nicht die anwendbare Lösung ist“.
Die PSA-Gruppe, zu der Opel seit knapp zwei Jahren gehört, habe sich für „moderne Multi-Energy Plattformen“ entschieden, die sich für diverse alternative Antriebe nutzen lassen, sagte Müller. Dadurch könne Opel „schneller zu wirtschaftlichen Lösungen“ kommen. Mit Blick auf die Zukunftschancen von Brennstoffzellen-Stromern verwies der Opel-Manager darauf, dass es in Deutschland im nächsten Jahr Hundert öffentliche Wasserstoff-Tankstellen geben werde. Damit könne hierzulande uneingeschränkt mit Wasserstoff-Modellen gefahren werden.
Vorausgesetzt, es kommen in höherer Stückzahl entsprechend ausgerüstete Autos auf die Straßen, nehme das Thema Wasserstoff „sicherlich Fahrt auf“, sagte Müller. Wann der erste wasserstoffbetriebene Opel in Serie geht, wollte er nicht spezifizieren.
Nicht vor 2025 meint
Das Dilemma der Elektromobilität löst Opel nicht:
Es gibt relativ wenig Auto für relativ viel Geld.
Für die die es könnten ist Opel nicht sexy. Der 208er ist ein anderes Kaliber.
Und die die Opel kaufen würden geben keine 30.000.- für ein Corsa aus.
Nur für Flotten im Leasing interessant. Mit entsprechendem Flottenrabatt. Wenn das der Private Käufer wüsste welche „Schweinereien“ da laufen :-)
Uwe meint
Leider wurde in der Meldung der wichtigste Teil unterschlagen:
„Opel gibt daher auf den Corsa für die erste Million Kunden einen Rabatt von 50 % und bietet den E-Corsa für 15.000 Euro vor Förderung an.“
Oder habe ich das jetzt mit Uniti Cars (Schweden) verwechselt?
Thomas Wagner meint
Der Corsa-e ist ein in sich stimmiges Elektroauto geworden,
das bestimmt für viele eine interessante Alternative für einen Verbrenner wäre,
wenn da nicht der Preis wäre :-(
Aber wahrscheinlich sollen sovielso nur so viele verkauft werden,
damit der notendige Flottenverbrauch erreicht wird und der Rest
wird weiter von Verbrennern angetrieben.
So wird das nichts mit der Verkehrswende !
hu.ms meint
Das mit den flottenverbrauch gilt für jeden verbrennerhersteller der jetzt BEV in sein angebot mit aufnimmt.
Fritz! meint
Etwas mißverständlich formuliert:
Der Flottenverbrauch gilt natürlich auch für PKW-Hersteller, die kein einziges E-Auto im Programm haben. Die haben dann nur ein erheblich größeres Problem, den Wert zu erreichen…
ze4you meint
„zum Verkaufsschlager würde er nicht“
Jetzt darf aber mal richtig laut gelacht werden. Der ADAC durfte einen schönen Crash-Test mit dem Ampera veranstalten. Für Otto-Normal-Kunde war es aber doch fast unmöglich in Deutschland einen Ampera kaufen zu können. Erst keine Autos anbieten und hinterher schlechte Verkaufszahlen beklagen. Dieses üble Spiel läuft seit Jahren. Und bei dem neuen VW ID3 wird es genauso fortgesetzt. Oder warum ist man mit 25 bis 30000 Bestellungen zufrieden?
hu.ms meint
Ganz einfach:
Weil es viel zu wenig nachfrage nach BEV gibt.
Sh. verkauftszahlen von tesla in D und Europa.
Die leute die hier schreiben sind der realität schon längst entrückt.
Einfach mal mit kollegen oder nachbarn über BEV reden – deren ablehnende antworten sind die realität.
Mehli Jet meint
Ich finde, du bist ein wenig voreilig und ziehst einseitige Schlüsse. Wenn die Verkaufszahlen von Tesla einbrechen heisst das noch lange nicht, dass die Nachfrage nach BEVs nicht da ist. Alle mit negativer Meinung zu BEVs in meinem Umfeld sind noch nie ein BEV gefahren und die meisten anderen, sind begeistert davon, finden aber den Preis zu hoch. So wie es aussieht, werden die Preise purzeln und dann wüsste ich keinen Grund, warum der Durchbruch nicht kommen soll……
hu.ms meint
Ich kennen einen wesentlchen grund:
Keine lademöglichkeiten über nacht und beim arbeitgeber.
Nicht jeder hat wie ich eine PV am dach und läd tagsüber nahezu kostenlos, weil ich bei sonnenschein ohnehin die 8 km zur arbeit mit dem farrad fahre.
Lt. aktueller umfrage ziehen zwar 35 % der neuwagenkaufinteressenten ein BEV in betracht, kaufen wurden aber nur 4 % wenn die für sie interessante karossierieform verfügbar wäre.
BEV werden noch lange ein nieschenprodukt für leute sein, bei denen die notwendigen voraussetzungen gegeben sind. Eigenes haus mit garage und von der zustimmung anderer unabhängigen stromanschluss – eventuell PV-anlage – sind da von entscheidnenen vortei.
Daniel S meint
„Es ist wichtig, weiterhin offen für andere Technologien zu sein“ meinte Müller.
Jede einzelne Technologie kostet in der Entwicklung und später in der Fertigung. Kann sich Opel das leisten?
Patrick Ropertz meint
Ja klar kann sich Opel das leisten. Und wenn es mal nicht so klappt bei Opel dann verkauft der Herr Müller halt ein paar Arbeiter und schon passt wieder alles und er bekommt noch Millionen Bonus.
Michael S. meint
„Wir wollen […] auf der Straße nicht groß auffallen.“ Ist das nicht allgemein der Hauptkaufgrund für einen Opel? ;)
Ich frag mich, ob die Strategie dann wieder wie beim MQB von VW funktioniert. Dort wurde auch versprochen, man könne flexibel die Nachfrage bedienen. 1 Jahr Wartezeit für einen E-Golf und nur ein paar Monate für einen Verbrenner sprechen meiner Meinung nach aber eine andere Sprache…
wosch meint
Tja, technisch ist das natürlich richtig, dass sie damit flexibel auf die Nachfrage reagieren könnten, aber dummer Weise müssen die Stückzahlen, allein für die Batterien, schon vorher grob feststehen. Mal eben doppelt so viele E-Modelle bauen wird daher nicht gehen.
Ich befürchte, dass die Opel-E-Modelle allein deshalb nicht groß auf der Straße auffallen werden, weil es sie nicht gibt.
Skeptiker meint
Da hast Du wohl absolut recht.
Bei Kia genau das selbe.
Niro Hybride bekommt man sofort.Kia E-Niro Bestellungen selbst aus Januar 2019 werden dieses Jahr lt. schriftlicher Auskunft nicht (mehr) ausgeliefert.
Ein Schelm der böses dabei denkt.
JürgenV meint
Vielleicht hoffen die Herren ja darauf, daß unsere Politiker April April rufen und sagen es bleibt alles beim alten. Verbrenner fahren ist das einzig richtige.
Jeru meint
War oder ist für den MQB ein elektrischer Antriebsstrang vorgesehen?
Der eGolf ist doch weder im MQB noch MEB zu Hause, lange Wartezeiten verwundern mich da nicht. Sollte trotz ausreichender Batterien und anderen Ressourcen die Wartezeit für einen VW I.D auch so hoch sein, dann könnte ihr Argument zutreffen.