Der Batteriekonzern Varta bemüht sich mit mehren anderen deutschen Unternehmen um die Milliardenförderung des Bundes für eine heimische Produktion von Elektroauto-Akkus. In einem Interview hat Firmenchef Herbert Schein davor gewarnt, das Vorhaben mit wirtschaftspolitischen Zielen zu überfrachten.
Das Bundeswirtschaftsministerium treibt seit letztem Jahr den Aufbau einer groß angelegten deutschen Fertigung von Batteriezellen voran. Für die Initiative stehen staatliche Fördermittel von einer Milliarde Euro bereit. Das Projekt „kommt zur richtigen Zeit“, sagte der Varta-Chef im Gespräch mit dem Wirtschaftsmagazin Capital. Wichtig sei allerdings, dass die Unterstützung des Bundes „nicht zu stark mit strukturpolitischen Zielen verknüpft wird“.
Damit wandte sich Schein gegen Überlegungen, eine Batteriefabrik vorrangig in einer Region anzusiedeln, die stark vom Kohleausstieg betroffen ist – etwa in der Lausitz. „Der Aufbau einer Batteriezellen-Produktion müsste im ersten Schritt an einem Standort stattfinden, an dem das Knowhow schon vorhanden ist, wie beispielsweise am Varta-Stammsitz in Ellwangen in Baden-Württemberg“, meinte er. „In einem zweiten Schritt ist es dann grundsätzlich denkbar, die Fertigung an einem anderen Standort zu skalieren.“
Varta bewirbt sich derzeit an der Spitze eines Konsortiums mit Partnern aus fünf europäischen Ländern um die Förderung des Wirtschaftsministeriums. Nach Ministeriumsangaben haben mehr als 30 Unternehmen Anträge eingereicht, darunter mehrere Konsortien. Dabei handelt es sich laut Schein um Firmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Rohstofflieferanten bis zum Recycling-Experten.
Kritiker warnen, dass es für den Aufbau einer führenden Produktion für Lithium-Ionen-Batteriezellen aufgrund der Dominanz asiatischer Akkufertiger bereits zu spät ist. Deutschland sollte sich auf die nächste Generation von Energiespeichern und die Forschung konzentrieren. Der Varta-Chef sieht die Situation deutlich optimistischer.
„Varta hat schon gezeigt, dass wir eine profitable Massenfertigung für Lithium-Ionen-Zellen in Deutschland aufbauen können“, so Schein. Er verwies auf den Aufbau einer Pilotlinie für Autoakkus vor einigen Jahren zusammen mit VW. Die dabei gesammelten Erfahrungen seien in Vartas Lithium-Ionen-Produktion für kompakte Verbraucherelektronik eingeflossen und könnten auch in andere Projekte eingebracht werden.
Daniel S meint
Fördergelder entgegennehmen aber bitte ohne Bedingungen? Sind ja bloss unsere Steuergelder…
DamnSon meint
Er hat aber Recht, was sollen die ganzen Leute damit anfangen die in der Kohle tätig waren dass eine neue Batteriefabrik dort errichtet wird? Lieber dort wo das Knowhow schon vorhanden ist und nicht irgendwo wo Arbeitsplätze verloren gegangen sind, die dann auch nichts mit den neuen Arbeitsplätzen zu tun haben.
Jörg2 meint
Die Kommunen brauchen die Einnahmen.
Wenn denen die Kohlefirmen wegbrechen, macht auch das örtliche Schwimmbad, Kinderbibliothek, Sozialprojekt… zu.
Daniel S meint
Aber evtl. der Kinder oder deren Nachbarn? Transportunternehmer, Zulieferer, Kantinen- und Putzpersonal, Wohnungsvermieter …..
Selnim meint
Er hat schon recht. Es gibt ja auch Strukturpakete für die betroffenen Regionen. Wenn es denn an der Zeit ist können sie Varta in die Lausitz locken. Priorität ist eine erfolgreiche Fertigung und die Experten sind eben am Varta Haupsitz zuhause. Die Gigafabrik kann dan in die Lausitz.